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Alles ist.

  • celine-cargnelutti
  • 20. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Wenn nichts passiert, passiert oft am meisten. Ein Text über Rückzug und Neubeginn.


Feldweg mit grünem Gras und Schatten einer Person bei Sonnenschein – Symbol für Leichtigkeit und Neubeginn.
Zwischen Sonne und Schatten

Ich sitze auf dem Balkon, während die Kälte des frühen Aprils mir ins Gesicht weht. Alles hat sich verändert - und trotzdem ist noch alles, wie es war. Ich beobachte die Welt; schaue den Wolken und der Sonne beim Vorbeiziehen zu. Alles ist in Bewegung.


Und dann bleibt mein Blick auf ihr hängen: Der kleinen Pflanze vor mir, deren Namen ich längst vergessen habe. Der Topf war im Winter hart gefroren, die Erde ist grau, beinahe leblos. Und doch: aus der Mitte reckt sich ein zarter grüner Trieb in Richtung Himmel.


So still, so selbstverständlich. Sie fragt nicht, ob es Zeit ist. Sie wartet nicht auf bessere Bedingungen. Sie wächst. Einfach so.


Und ich frage mich: Was braucht es eigentlich, um weiterzumachen? Wann wird aus Rückzug Neubeginn? Und wie erkennen wir den richtigen Zeitpunkt, wenn es niemanden gibt, der ruft?

Wann spüren wir, dass es Zeit ist, unsere Höhle zu verlassen - obwohl es dort gemütlich und sicher ist?

Wann wissen wir, dass es nicht nur weitergehen darf, sondern soll?


In mir war es ruhig und leer. Ich habe nichts hinterfragt, hab alles hingenommen. Wie eine Pause, die länger dauert als geplant. Wie Schlaf, der nicht gleich Erholung bringt. Wie ein Blick nach innen, der keine klaren Antworten gibt.


Aber dann passierte es. Nicht auf Kommando. Nicht, weil ich es in diesem Moment wollte. Sondern einfach, weil es Zeit war. Weil alles ist.


Ich sitze auf dem Balkon, während die Kälte des frühen Aprils mein Gesicht streift. Alles hat sich verändert – und diesmal fühlt es sich anders an. Vor mir wächst diese kleine Pflanze, von der ich dachte, sie würde den Winter nicht überleben.


Und sie schenkt mir Hoffnung. Sie zeigt mir, dass Pausen da sind, um sich zurückzuziehen. Dass wir alles in uns tragen, um weiterzumachen - und dass jeder Zeitpunkt der richtige sein kann.

 

Ich sehe, wie die Welt wieder zu leben beginnt. Wie sie atmet, lacht und träumt. Und mit ihr erwache auch ich - Tag für Tag, immer ein bisschen mehr.

Vielleicht ist es genau das: Wir müssen nicht immer kämpfen, um zu wachsen. Manchmal reicht es, da zu sein. Wurzeln zu spüren. Sich zurückzuziehen. Der richtige Moment wird sich zeigen.


Alles ist. Und wir sind. Mittendrin.

April 2025






1 Kommentar


Ramona
21. Apr.

Wow, so ein schöner Text. So berührend. Der Anfang ganz anders und auf einmal ist alles nichts. Oder nichts alles. Schön, wie du die kurzen Sätze richtig anwendest und damit ein Spiel der Gefühle und des Nachdenkens, des Reflektierens, schaffst. Ein wirklich toller Blogpost.

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